Das Pferd begleitet den Menschen schon seit vielen tausend Jahren. Als der Mensch sesshaft wurde, hielt er Pferde vor allem als Fleischlieferanten, doch schon im Jahr 500 vor Christi begann ihre Karriere als Transportmittel und Arbeitstier. Ob im Alltag oder bei Eroberungen und Kriegen trug es den Menschen zuverlässig überall hin, zog seine Wagen und stemmte sich nach seinem Willen in das Arbeitsgeschirr, um Bäume zu rücken und die Äcker zu pflügen. Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit machte der Mensch sich zu eigen und hatte das Glück, es mit einem sehr intelligenten und sozial orientierten Tier zu tun zu haben, welches beständig zur Kooperation bereit ist.
Seit der Erfindung der Dampfmaschine, im 19. Jahrhundert, ist die wirtschaftliche Bedeutung des Pferdes für den Menschen zurückgegangen. Der Mensch bedient sich seither der Fähigkeiten des Pferdes überwiegend in Sport und Freizeit. Gelehrigkeit und Aufmerksamkeit des Pferdes, sein soziales Bestreben sich anzuschließen, geführt und beschützt zu werden, stehen seither im Vordergund der Zusammenarbeit, des Zusammenseins. Das Pferd ist dem Menschen ein Partner geworden, der mit seiner Individualität und Geduld zur Seite steht und mit seinen unmittelbaren, ehrlichen Reaktionen immer wieder zu Kommunikation und Kooperation einlädt.
Auf diesen, an der Geschichte des Pferdes orientiert, noch jungen Erfahrungen, hat sich seit den 1970er-Jahren die Nutzung des Pferdes im therapeutischen Kontext entwickelt. Vor allem im heilpädagogischen Einsatzbereich, also in der Frühförderung, in Sonderschulen und Heimeinrichtungen, werden mithilfe des Pferdes pädagogische, psychotherapeutische, rehabilitative und soziointegrative Angebote im Rahmen der Reittherapie durchgeführt, um den Menschen in seiner Entwicklung ganzheitlich zu unterstützen und zu fördern. In den vergangenen Jahren hat die Reittherapie auch Einlass in verschiedene andere pädagogisch-therapeutische Fachbereiche gefunden (zum Beispiel in der Psychotherapie, Neurologie und Drogenrehabilitation) und entwickelt sich stetig weiter, um diesen Anforderungen inhaltlich zu entsprechen.